DIE MÖGLICHEN EBENEN DER INNEREN REISE
Orientieren und Eingewöhnen:
Zu Beginn und wenn es Deine erste Reise ist, so wirst Du einige Zeit damit
verbringen, Dich an diesen neuen Zustand zu gewöhnen. Anfangs ”driftest”
Du noch etwas hin und her, jede Bewegung erzeugt ein langsames Treiben von
einer Seite des Tanks zur anderen, bis Du allmählich in der Mitte zur
Ruhe kommst.
Ungewohnt mag auch sein, daß bei geöffneten Augen absolutes Dunkel
herrscht - wenn Du Dich stark über die Augen orientierst, kannst Du hier
vielleicht Angst bekommen, die Kontrolle zu verlieren; hier ist ein bißchen
Lichteinfall zur langsamen Gewöhnung ratsam. Wenn der Körper sich
entspannnt hat und Du Dich sicher fühlst, kann die Reise beginnen.
Körperempfinden:
Da Dein Körper von den meisten Aufgaben befreit ist, die ihm sonst in
der Außenwelt auferlegt werden, kannst Du nun die feineren Schwingungen
und Empfindungen, die hinter dem Alltags-Funktionieren sind, spüren.
Alle Muskeln können entspannen. Bei manchen mag das leicht gehen, bei
anderen Körperpartien mag es schwieriger erscheinen. Vor allem Schultern,
Nacken und Halsmuskeln sind die Streßträger erster Wahl, dann folgen
meist Schulterblätter, Rücken, Bauch- und Beckenmuskulatur. Hier
besteht nun die gute Gelegenheit, ihnen mehr Ruhe zukomen zu lassen als sonst.
Helfend kann auch sein, mit den Händen die entsprechende Stelle zu massieren
oder leichte Bewegungen zu machen.
Besonders genußvoll ist die neue Geschmeidigkeit der Gelenke, v.a. der
Wirbelsäule - hier können sehr feine Bewegungen ganz ohne Schwerkraft
und Reibung ausgeführt werden. Deshalb werden Samadhitanks auch immer
öfter in Krankenhäusern zur Rekonvaleszenz nach Unfällen oder
Operationen verwendet.
Es kann sein, daß kleine Hautverletzungen zu Beginn einige Minuten lang
durch den Salzkontakt brennen, doch das vergeht sehr rasch. Für nervöse
Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Psoriasis ist das Salzwasser sogar
sehr heilsam, man erspart sich den Kuraufenthalt am Toten Meer.
Gut hörbar ist der eigene Atem, wie mit dem Heben und Senken der Lungenflügel
die Luft ein- und ausströmt. Empfehlenswert ist das Erproben der eigenen
Stimme: ob Summen, Singen oder Mantras rezitieren, der ganze Körper schwingt
mit.
Hinter dem Atem ist oft das Herz spürbar, der Herzschlag, und auch wie
das Blut bis in die feinen Adern hinein durch den Körper gepumpt wird.
Und deutlich hörst Du auch die Geräusche und Bewegungen in Magen
und Darm, wenn Du Dich zu entspannen beginnst.
Es ist hier Gelegenheit, mit dem Bewußtsein systematisch den ganzen
Körper durchzugehen und so ein gutes inneres Bild seiner körperlichen
Stärken und Schwächen zu bekommen. Nach einiger Zeit - je öfter
Du den Tank besuchst, desto früher - schwächt sich die Aufmerksamkeit
auf den Körper von selbst ab, er fühlt sich sicher und geborgen,
hat nichts zu tun und schaltet auf ”Automatik”; er kann nun mit
einem Minimum an Steuerungsaufgaben auskommen und die gesamte Aufmerksamkeit
wird frei für die weiteren Ebenen.
Gefühlsleben:
Wenn das Körperbewußtsein zurücktritt, können wir in
einen tranceartigen, wachtraumähnlichen Zustand eintreten - das Gehirn
schaltet auf Alpha-Frequenz um.
Manchmal gibt es noch einen regen Strom von inneren Bildern, Erinnerungen
an Tagesereignisse, scheinbar unzusammenhängende Sequenzen, wie Du sie
auch aus Träumen oder beim Meditieren kennst. Gedankenräder, die
sich endlos drehen und ein scheinbar unbeeinflußbares Eigenleben haben,
stellen den offensichtlichen Status quo unseres Gehirn-Eigenlebens dar; oft
recht chaotisch und zu nichts nützend - auch wenn Du sie gar nicht willst,
sie überschwemmen scheinbar das Gehirn.
Allerdings kann es hierbei doch recht wertvolle Hinweise geben, was uns im
Hintergrund beschäftigt und was wir vielleicht im Alltag ”weggesteckt”
haben oder wegstecken mußten, weil keine Zeit für ausführliche
Befassung damit war. Nun kannst Du Deinem Unbewußten näher kommen,
und anders als beim Träumen, kannst Du Dich danach auch daran erinnern.
Es kann aber auch vorkommen, daß Du eine zeitlang ganz ”weg”
bist, in einer Phase dem Schlaf ähnlich oder tiefer Trance, und plötzlich
wieder ”aufwachst”, ohne zu wissen, wie lang es war. Auch können
die Pausen zwischen den Gedankenketten länger werden, ähnlich wie
beim Meditieren, und es gibt Phasen von geringem bis gar keinem Denken. In
solchen Phasen kann sich das Gehirn erholen, besser als in tiefem Schlaf.
Es kann aber auch sein, daß Du plötzlich von Erinnerungen heimgesucht
wirst, die Dich ”überfallen”; Erkenntnisse aus Deiner Vergangenheit,
bis zurück in die Kindheit. Manchmal handelt es sich dabei um längst
vergessene und verdrängte Inhalte, unangenehme bis traumartige Ereignisse,
die sich bemerkbar machen: das können Erlebnisse sein, als Du als Kind
vielleicht vor Dunkelheit Angst hattest, eingesperrt worden bist, oder als
Du in einem Gewässer den Boden unter den Füßen verlorst und
die Orientierung verloren hattest - vieles kann in diesem Rahmen auftauchen.
Fürchte Dich nicht, und wenn es zu bedrohlich wird, so öffne einfach
die Augen und öffne den Tankdeckel etwas, und vergewissere Dich, daß
es nur Deine verdrängten Erinnerungen aus der Vergangenheit sind, die
Du jetzt - in sicherem Rahmen - aus ihren jahrelangen Gefängnissen herauslassen
kannst, sie Dir anschauen, sie als Schimären erkennen und bewußt
als Deine annehmen.
Das Wiedererleben solch eingekapselter und verdrängter negativer Erlebnisse
ist eine wichtige Heilungsmöglichkeit. Die bisher darin festgehaltene
Energie kann dann für andere und produktivere Zwecke eingesetzt werden.
Eine weitere Möglichkeit eröffnet sich darin, den gegenwärtigen
Gefühlsstand zu einzelnen Menschen tiefer zu erforschen. Du kannst bei
etwas Konzentration die Aufmerksamkeit auf Deine Beziehung zu jemandem richten,
auf die dahinterliegenden Gefühle, erkennen, wer Dir lieb ist, wo Du
es vielleicht noch nicht weißt, oder wer Dir vielleicht schon weiter
weg ist, als Du es glaubst.
Und auch die Gefühle zu sich selber sind erfahrbar: kann ich mich selber
gern haben oder bin ich mit mir selbst auf Kriegsfuß?
Bei einiger Übung kann man manchmal - ähnlich wie man den eigenen
Körper ja betrachten und analysieren kann - auch den eigenen ”Emotionalkörper”
sehen oder fühlen, als Wesen, in dem man zwar meistens ”drinsteckt”,
das nun aber von außen inspiziert, beeinflußt und auch geändert
werden kann: ”Mehr Liebe” oder ”Mehr Abgrenzung”,
mehr Intensität an Beziehung, an Nähe oder ein Lösen aus überholten
Beziehungen, ein Umbau von nicht mehr zeitgemäßen Emotionen zu
neuen Modellen - alles ist möglich.
Mentaler Geist:
Das rationale Denken und die Fähigkeit zu analytischen Operationen ist
beim Floaten im Tank ebenfalls in erhöhter Intensität vorhanden:
was immer an technischen Problemen oder systemischen Fragen sich stellt, in
diesem Rahmen kann der Geist sich freier entfalten als unter den üblichen
Alltagsbedinungen, wenn er zum großen Teil durch Äußerlichkeiten
abgelenkt und beschäftigt ist. Durch das Wegfallen von Ablenkungen kann
er sich voll der gestellten Aufgabe widmen, in reinerer und klarerer Form
als sonst. Hier können komplexe und sonst nicht so leicht durchschaubare
gordische Knoten aufgelockert werden, Lösungen für bislang unentwirrbare
Fragestellungen gefunden, neue und alternative Wege abseits der üblichen
Bahnen beschritten werden.
Das systematische Durchspielen von möglichen Zukunftsverläufen,
das Herausfinden von potentiellen Schwachstellen und auch die Gegenstrategien
dazu sind um vieles leichter in der ruhigen Dunkelheit bei wachem Bewußtsein
zu finden als im hellen Alltag. Das Gehirn ist sensibler, lernfähiger
und viel bereiter für Neues. Diese Tatsache wird von vielen ziel- und
leistungsorientierten Anwendern genützt: im Tank sind Lern- und Merkfähigkeit
extrem gesteigert, sodaß hier wahres ”Superlearning” ermöglicht
wird. Mit Lernprogrammen, die über Unterwasserlautsprecher eingespielt
werden, können z.B. Sprachen in viel schnellerer Zeit als sonst üblich
erlernt werden; Erfolgreiche Spitzensportler verwenden sogar an der Decke
des Tanks eingebaute Monitore, um ihre Bewegungsabläufe zu analysieren,
sie zu optimieren und sie im Geiste vorauszudenken und mental einzuüben.
Mit einigem Geschick und Disziplin sind auch Überprüfungen eigener
Glaubenssätze und Überzeugungen durchführbar: sie können
auf ihre aktuelle Gültigkeit hin untersucht werden, beurteilt, ob sie
noch Realiätskraft besitzen oder in welche Richtung sie umgebaut oder
gar ersetzt werden können. Dieser Bereich kommt vielen Techniken nahe,
die im NLP als ”Reframing”, als ”Umschreiben der eigenen
Geschichte” beschrieben werden; John Lilly hat diese Möglichkeiten
in seinem Buch ”Programming and Metaprogramming the Human Biocomputer”
dargestellt. Das Operieren in diesen Bereichen erfordert allerdings bereits
viel Konzentrationsfähigkeit, Disziplin und auch Übung - bei Gelingen
ist es allerdings auch vielleicht die eleganteste Möglichkeit der Selbstentwicklung
und des inneren Wachstums - soweit dies ohne den Kontakt mit höher entwickelten
Menschen, die uns Lehrer sind, möglich ist.
Höheres Selbst und Transpersonale Bereiche:
Die innere Reise im Tank kann aber auch leichter und müheloser jene den
eigenen Körper, Gefühle und Geist übersteigenden Ebenen erreichen,
als sie durch oft mühevolle und lang dauernde meditative Disziplin, durch
bewußtseinserweiternde Psychedelika, durch extreme körperliche
Ausnahmezustände oder durch Nahtoderfahrungen hervorgerufen werden können.
Jene Bereiche, die von hervorragenden Philosophen, Mystikern, Heiligen und
Weisen immer wieder erreicht wurden, und deren Betreten das eigene ”hautumkapselte
Ego” überwinden und über die individuellen Grenzen des ”Ich”
blicken läßt.
Hier verläßt das Bewußtsein sowohl Körper als auch Gefühle
als auch individuelle mentale Begrenzungen; es wird zwar als eigenes erkannt,
doch frei von irdisch-menschlichen Verhaftungen, und kann, freigesetzt von
autobiographischen Zwängen, frei in Raum und Zeit sich bewegen, in Vor-
oder Nachleben eintauchen, mit verschiedenen anderen Bewußtseinsformen,
auch der Pflanzen, Tiere, anderer Menschen oder auch höheren Bewußtseinsformen
sich identifizieren oder in fremde Welten auf Astralreisen gehen. Den phantastischen
Erlebnissen sind hier keine Grenzen gesetzt. Lilly hat diese Phänomene
in seinem Buch ”Zentrum des Zyklons” und ”Der Scientist”
packend beschrieben. In der klassischen Freudianischen Welt der Psychoanalyse
wurden solche Erlebnisse noch als Regressionen in kindheitliche Allmachtsphantasien
abgetan. C.G. Jung dagegen hat die mögliche Weiterentwicklung des Menschen
über den individuell begrenzten Erwachsenen hinaus als eindeutigen Schritt
weiter voran in der Bewußtheit gesehen und als den Bereich der ”Archetypen”
und des ”Numinosen” beschrieben.
Der Bereich der ”Transpersonalen Psychologie” ist eine sich rasch
entwickelnde und anwachsende Weiterentwicklung der klassischen individuellen
westlichen Psychologie, sie knüpft die Kontakte zu den immerwährenden
höchsten Erkenntnisstufen, die in allen hochentwickelten Religionen zwar
mit unterschiedlichen Methoden und Schwerpunkten, aber im Gesamtziel doch
auf eins hinauslaufen: auf die Auflösung der individuellen Begrenzung
und das Einswerden mit Gott, mit der Schwingung, mit Brahman, mit dem Tao.
Fortgeschrittene berichten von von Ebenen der Wahrnehmungssensibilität
und Klarheit, von Tiefen der Einsicht, Stille, Freude und Liebe, die die Alltagserfahrung
der meisten Menschen weit in den Schatten stellen. Eine progressive Sequenz
veränderter Bewußtseinszustände kann sich entfalten und schließlich
in einen radikalen und dauerhaften Bewußtseinswandel münden, der
vielfach Erleuchtung oder Befreiung genannt wird.
Welche Ebenen sind wahrscheinlich?
Die Aufzählung all der möglichen Erlebnisebenen soll aber nur das
breite Spektrum beleuchten, das mit dem Floaten erreicht werden kann. Sie
soll aber nicht als Meßlatte für den eigenen Ehrgeiz dienen, möglichst
viel und möglichst rasch erleben zu wollen - das kann kontraproduktiv
wirken.
Im Regelfall können bei den ersten Tankbesuchen ”nur” die
”einfachen” Ebenen des Körpers und der Gefühle erreicht
werden, erst nach etwas Übung und begleitenden Beschäftigungen mit
anderen Wegen zur Annäherung an die komplexeren Ebenen kann man ”aufsteigen”.
Manchmal aber passieren auch schon bei den ersten Sitzungen überwältigende
Einsichten und Erkenntnisse. Es gibt auch innerhalb jeder einzelnen Tanksitzung
eine - individuell unterschiedliche - Abfolge der Ebenen, bei längerem
Floaten sinkt das Bewußtsein immer tiefer und erreicht feinere Ebenen.